«Frieden heisst Entfaltung des Lebens»

Um direkt einzusteigen, was hat für dich Frieden mit Feminismus zu tun?
Im Kern geht es beim Feminismus immer um Freiheit. Darum, sein Leben ohne Unterdrückungsstrukturen wie Rassismus oder Sexismus gestalten zu können. Denn Unterdrückungsmechanismen können sich auch in Gewalt äussern. Da kommt der Friedensbegriff ins Spiel.
Umso wichtiger ist es, gerade in Zeiten von Militarisierung und Backlash, eine starke friedenspolitische und feministische Gegenvision aufrechtzuerhalten. Unser Widerstand gegen die Gewalt der Autokraten und Diktatoren ist im Kern feministisch. Ein positiver Friedensbegriff, wie wir ihn bei Frieda pflegen, geht von mehr als der Absenz von bewaffneten Konflikten aus. Es geht um die Bekämpfung aller Formen von Gewalt, von kultureller bis hin zu struktureller Gewalt. Das Ziel ist ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle Menschen, dafür müssen wir die intersektionale Dimension von Diskriminierung ins Zentrum setzen.
«Warum hat man eigentlich nicht mehr Lärm gemacht?» fragte Gertrud Kurz, die Gründerin von cfd/Frieda in einem Interview. Sollte Frieda lauter, politischer sein?
In meiner Wahrnehmung hat Frieda sich eine neue, spannende Positionierung erschaffen. Friedas Arbeit ist im Kern sehr politisch, auch Gertrud Kurz war politisch. Es geht darum, Betroffene unterstützen zu können und zugleich die Rahmenbedingungen zu verändern, wie über Frieden und geschlechtsspezifische Gewalt gesprochen wird. Das braucht ein ständiges Ausbalancieren, wieviel Sichtbarkeit sinnvoll ist, und wo es gilt, die wichtige Arbeit zu sichern. Mir gefällt, dass bei Frieda die Betroffenen und die erarbeiteten realen Veränderungen in den Vordergrund gestellt werden.
Denn Wandel passiert nicht automatisch, sondern braucht Impulse. Bei Begriffen wie Gewalt und Frieden handelt es sich um vielschichtige Themen, die teils mit komplexen Narrativen verbunden sind, sodass sie in ihrer Ganzheit erfasst werden. Um effektiv etwas zu bewegen, braucht es verschiedene Ansatzpunkte, auf individueller aber auch auf politischer Ebene.
Wo möchtest du als Präsidentin Akzente setzen?
Wir befinden uns mitten in Backlashs. Da kann man keine Luftschlösser bauen. Frieda hat sich in den letzten Jahren eine solide Sprechposition erarbeitet, zum Beispiel mit dem neuen Namen. Jetzt gilt es, dies zu sichern. Wir sehen, dass diese Arbeit aktuell mit den Abbauprogrammen unter Druck kommt und Gelder gekürzt werden. Ich glaube aber, dass Krisen auch Chancen sein können, um auch strukturell neue Wege zu gehen und mehr Stabilität zu schaffen. Gerade in Zeiten von Ohnmacht ist es wichtig, Hoffnung zu geben. Wir zeigen, dass wir konkret etwas machen können, das substanziell für die Menschen vor Ort ist und Vielen Hoffnung gibt.
Ich habe grossen Respekt vor diesem Amt und vor der Arbeit der vielen Menschen, die sich für und mit Frieda eingesetzt haben. Ich freue mich, diese Arbeit weiterführen zu können.
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