Für ein Leben ohne Stigmatisierung

Naima Ouaziz* hat Schreckliches erlebt. Nach sexuellem Missbrauch verliess sie ihr Elternhaus, lebte auf den Strassen von Marrakesch und kämpfte ums Überleben. Ohne festen Wohnsitz und ohne Unterstützung kämpfte sie ums Überleben.
naima_story_bild.png

In dieser schwierigen Zeit wurde sie schwanger. Doch der Kindsvater übernahm keine Verantwortung, und Naima* stand wieder allein da. Ihre Tochter Rashida* kam in einem staatlichen Frauenhaus zur Welt. Dieses wollte für Naimas* Tochter keine Geburtsurkunde ausstellen. Wie sollte das Mädchen später ohne Papiere zur Schule gehen können? Naima* war verzweifelt.

Glücklicherweise erfuhr Naima* von der Beratungsstelle der Frieda Partnerorganisation ALCS. Dank juristischem Beistand und Begleitung bei Behördengängen erreichte Naima* das Wichtigste: Sie konnte Rashida beim Zivilstandsamt eintragen lassen.

Individuelle Begleitung für Frauen in Not

Rund 50'000 Kinder werden in Marokko jährlich ausserehelich geboren. Weil unehelicher Sex verboten ist, erhalten diese Kinder keine Bürgerrechte. Ihre Mütter – und somit natürlich auch die Kinder – werden häufig von ihren Familien verstossen, von Ämtern diskriminiert und müssen in prekären Verhältnissen leben. In den Beratungsstellen von ALCS erhalten Frauen, die von Gewalt und Ausgrenzung betroffen sind, umfassende Unterstützung. Neben medizinischer Betreuung bietet die Organisation auch psychosoziale, juristische und administrative Hilfe an. Für Naima* war dies der entscheidende Wendepunkt. Sie erhielt Unterstützung, um ihre Tochter endlich zivilrechtlich registrieren zu lassen.

«Dank dieser Registrierung kann meine Tochter nun zur Schule gehen und hat die gleichen Rechte wie andere Kinder», sagt Naima* erleichtert.

naima_story_bild2.png
Durch Workshops werden Teilnehmende im Frieda-Projekt zu ihren Rechten informiert. Foto: Lamia Naji

Wissen als Schlüssel zur Selbstbestimmung

Neben individueller Begleitung spielt Aufklärung eine zentrale Rolle. Alle zwei Wochen nehmen die Frauen an Informationssitzungen teil, in denen sie mehr über Frauenrechte, Gewaltprävention und sexuelle Gesundheit erfahren. Mit diesem Wissen können sie sich besser schützen und für ihre Rechte eintreten.

Naima* hat durch die Schulungen gelernt, wie sie sich gegenüber Behörden behaupten und ihre Anliegen durchsetzen kann. Das gibt ihr Kraft und Selbstvertrauen – etwas, das sie lange nicht hatte.

Zusammenhalt durch Selbsthilfegruppen

Einmal im Monat treffen sich die Frauen in Selbsthilfegruppen. Hier sprechen sie über ihre Erfahrungen, ihre Ängste und Hoffnungen. Die Gruppe gibt ihnen Halt und die Sicherheit, nicht allein zu sein.

«Seit ich an diesen Treffen teilnehme, fühle ich mich stärker. Ich kann meine Rechte einfordern und bin selbstbewusster geworden», erzählt Naima*. Sie lebt heute mit ihrer Tochter in einem kleinen Zimmer und hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. In schwierigen Zeiten erhält sie Unterstützung durch ALCS – in Form von Nahrungsmitteln oder Windeln für ihre Tochter.

Ihr grösster Wunsch ist eine feste Arbeit, mit der sie sich und Rashida* ein sicheres Leben ermöglichen kann. «Ich will ohne Stigmatisierung leben – auch wenn ich Sexarbeiterin und unverheiratete Mutter bin.»

*Namen von der Redaktion geändert

Keine Anlässe

Es sind aktuell keine Anlässe geplant. Bitte schauen Sie später wieder vorbei.
×